Nr. 052   06/2007 

 

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Foto: Ute Grabowsky

Arbeitsatmosphäre entscheidet über Motivation

Mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur als Erfolgsgeheimnis

Die Qualität der Arbeit bestimmt über Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch welche Faktoren tragen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland hierzu bei? Eine Studie der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) versuchte, Antworten zu finden.
 
e.balance sprach mit der Geschäftsführerin Christa Sedlatschek, die für sich selbst sagt, eine „Gute Arbeit“ zu haben. 
 

e.balance: Was macht Ihre Arbeit zu einer „Guten Arbeit“?

Sedlatschek: Vor allem, dass ich autonom und selbstständig arbeiten darf. Ich kann Visionen entwickeln und an deren Umsetzung mitwirken. Außerdem sind die Kollegen engagiert und freundlich – und der Verdienst ist auch okay.

e.balance: Die Studie „Was ist Gute Arbeit?“ der INQA versucht, die Frage nach den Qualitätsmerkmalen von Arbeit für die Beschäftigten abzustecken. Was war das zentrale Anliegen der Untersuchung?

Sedlatschek: Wir wollten mit einer qualitativ und quantitativ hochwertigen Studie authentische Ergebnisse bekommen. Antworten, die für Wirtschaft und Politik von praktischer Relevanz sind. Es war uns wichtig aufzuzeigen, welche Felder der Arbeitsqualität für die Mitarbeiter relevant sind und wo Ressourcen zur Optimierung liegen.

e.balance: Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
 

Sedlatschek: An erster Stelle steht ganz klar ein festes und verlässliches Einkommen. Dabei geht es nicht vorrangig um die Entlohnung, sondern um die Sicherheit, ein Einkommen zu erhalten.

Als Motivationsschub empfinden Beschäftigte aber auch einen hohen Grad an Eigenverantwortlichkeit und Selbstverantwortung. Beschäftigte wollen, dass der Chef Ihnen vertraut.

Arbeit muss sinnstiftend sein. Das geschieht zum Beispiel, indem man den Beschäftigten klar macht, welchen Part sie bei der Erzeugung eines Produktes spielen. Sie müssen darüber hinaus bewusst teilhaben am wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes.

Nach Kriterien für gute Arbeit gaben 2004 nahezu alle Erwerbstätige zunächst das feste Einkommen an. Es folgen Arbeitsplatzsicherheit, Spaß an der Arbeit, Behandlung als Menschen durch den Vorgesetzten und das unbefristete Arbeitsverhältnis.Foto: INQA Vergrößerung Anforderungen an gute Arbeite.balance: Welche Rolle spielt das Verhältnis unter den Kollegen, also das Betriebsklima?
 

Sedlatschek: Kollegialität ist ein wichtiger Faktor für Gute Arbeit. Schließlich verbringt man zusammen viele Stunden am Tag und muss gemeinsam Aufgaben lösen.

Gegenseitige Wertschätzung und Rücksicht sind elementare Grundlagen guter und kollegialer Zusammenarbeit. Hier können Vorgesetzte ganz konkret beitragen. Denn sie entscheiden, wer mit wem an welchem Projekt arbeitet.

Zugleich verbessert die Vermittlung und Einhaltung von Werten innerhalb eines Betriebes die Zusammenarbeit auf allen Ebenen.

Zum anderen hat unsere Studie ergeben, dass Beschäftigte durchaus Führung fordern. Chefs sollen Ziele festsetzen und Abläufe bestimmen. Die Beschäftigten wollen von ihnen fachlich und menschlich gefordert, aber eben auch nicht überfordert werden.

e.balance: Die Punkte, die Sie angesprochen haben, sind – mit Ausnahme der Bezahlung – vor allem psychologische Faktoren des Arbeitplatzes. Gibt es auch weitere Faktoren?

Sedlatschek: Ja, vor allem ist hier der Arbeitsschutz zu nennen. Den Beschäftigten ist es wichtig, ihre Tätigkeit ohne Gesundheitsgefährdung oder körperliche Überlastung ausführen zu können. Optimierungsbedarf gibt es vor allem bei der ergonomischen Ausgestaltung der Arbeitsplätze und der Arbeitsprozesse. Das meint alles – von der Auswahl der Schreibtische und Arbeitsmaterialien bis hin zur Pflanze im Büro.

e.balance: Gibt es Bedürfnisse der Beschäftigten, die Sie überrascht haben?

Sedlatschek: Die große Bedeutung des Nichtraucherschutzes für die Qualität der Arbeit. Das hätten wir so nicht erwartet. Gerade hier sehen viele Befragte die Ursache für Konflikte am Arbeitsplatz und somit schlechte Arbeitsbedingungen. Ganz zu schweigen von der gesundheitlichen Beeinträchtigung.

e.balance: Nun gibt es weibliche und männliche Beschäftigte, junge und alte, im Norden, Osten, Süden und Westen der Republik: Sind die Wünsche und Bedürfnisse aller gleich?

Sedlatschek: Im Wesentlichen: Ja. Einzig die Reihenfolge variiert. So sind die Faktoren der Sicherheit des Einkommens und der Gesundheit für ältere wichtiger als für jüngere Beschäftigte.

e.balance: Warum sollten Arbeitgeber auf die Ansprüche und Anforderungen ihrer Beschäftigten eingehen?

Sedlatschek: Hier gibt es harte Fakten: Unzufriedenheit und falsche Belastungen führen nachweislich zu hohen Abwesenheitsraten und Krankenständen. Dann treten Stress und Konflikte im Betrieb vermehrt auf, die Arbeitsleistung geht zurück. Das alles schränkt die ökonomischen Erfolgschancen von Unternehmen ein.

e.balance: Was empfehlen Sie den Unternehmensleitungen konkret?
 

Sedlatschek: „Pflegen Sie eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur!“ Die Chefs müssen ihren Beschäftigten das Gefühl geben, dass sie gebraucht und geschätzt werden. Rückmeldung, Lob, aber auch konstruktive Kritik, sind wichtig. Eine konsequente Einbeziehung der Mitarbeiter in die interne Kommunikation erfasst Bedürfnisse und Wünsche frühzeitig. Möglichkeiten der Weiterbildung erhöhen die bereits vorhandenen Potenziale zusätzlich.

So entsteht innerhalb eines Unternehmens eine Vertrauenskultur zwischen Arbeits- und Leitungsebene. Diese wiederum ermöglicht eine qualitative Verbesserung der Arbeitsprozesse und Produkte. So können Beschäftigte und die Unternehmensleitung gemeinsam profitieren. 

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